Sein Blick schnellte zur Seite und ich nutzte den Augenblick seiner Unaufmerksamkeit.

In einer fließenden Bewegung hebelte ich das Messer aus seiner Hand, während ich ihn packte und zu Boden stieß.

Der Nebenmann ging unter einem Tritt in die Magengrube auf die Knie. Ich ergriff Fynns Handgelenk und zog ihn mit mir ins herrschende Chaos.

Weitere Schüsse erklangen und wir wichen immer wieder sich windenden Körpern auf dem Boden aus. Nicht nur einmal rissen wir andere von unseren Leuten runter und versuchten den Schaden zu begrenzen. Hektisch rannten wir auf die andere Seite des Platzes zu.

Alles lief wie in Zeitlupe ab, obwohl das Adrenalin durch meine Adern rauschte und meine Muskeln kribbeln ließ.

Ich suchte die Menge nach einer bestimmten Gestalt ab. Meine Augen verhakten sich aber nur wieder in der Dunkelheit, der ich gerade entkommen war. Ein berechnendes Lächeln zierte seine Lippen und ein Schauer kroch mir über den Rücken, als er sich durch die Menge auf mich zubewegte.

Diesmal riss Fynn mich mit sich und lief geradewegs auf den Rand des Platzes und damit des Kampfes zu.

Von unserem Standpunkt aus gab es mehrere Fluchtwege, ein Schotterweg führte tiefer in den Park hinein, während die Straße rechts und links hell von Laternen beleuchtet wurde. Sie führten beide in entgegengesetzte Richtungen, in verschiedenen Teile der Stadt.

Wir waren im Herzen der City, unserem Zuhause, und doch in diesem Moment wie in einer Falle, die zuschnappen würde. Er schubste mich vorwärts und ich stolperte auf die Straße, der Asphalt löchrig und uneben.

„Lass mich das regeln.“ Seine Stimme war angespannt, doch auch Sorge schwang in ihr mit.

Er konnte es nicht gutheißen, dass ich für ihn den Kopf hinhielt, obwohl genau das meine Aufgabe war.

Ich stand für meine Leute ein, alles an mir war abgehärtet, doch mein Herz blieb noch immer so weich wie eh und je. In dieser Welt würde mich das irgendwann das Leben kosten.

Das wussten wir beide und deswegen konnte ich seiner Entschlossenheit nichts entgegensetzen. Wir teilten uns auf und ich rannte blindlings in den Park hinein.

Die Bäume und das Gestrüpp flogen nur so an mir vorbei. Meine Schuhe eilten über den Schotter. Der Atem in meinen Ohren klang viel zu laut, das Knirschen der Steine unter mir erinnerte daran, dass ich den Fokus nicht verlieren durfte.

Die Schritte hinter mir ließen mich nur noch schneller laufen.

In einer Kurve kam ich kurz ins Straucheln, fing mich aber gerade noch rechtzeitig.

Hektisch schaute ich mir meine Umgebung an und versuchte mir einen Plan zurechtzulegen.

Meine Hände glitten über meinen Körper, auf der Suche nach irgendeiner Waffe, während meine Augen einen kleinen Schuppen in der Ferne ausmachten. Gerätschaften waren an der Fassade außen angelehnt und Mülltonnen standen nahe dem Zaun aufgereiht. Der Bereich für die Pflege der Anlage.

Ich versuchte gar nicht erst die Tür zu öffnen, sondern versteckte mich direkt hinter den Tonnen am Zaun.

Meine Lunge schrie nach Luft und ich hatte das Gefühl, dass man mein angestrengtes Keuchen meterweit hören musste. Der Gestank der Tonnen ließ mich beinahe würgen.

Lautes Geschrei und Schüsse drangen weiterhin an mein Ohr, wenn auch etwas leiser. Allzu weit schien ich nicht gekommen zu sein.

Ich bereute es, das Training schon so lange schleifen gelassen zu haben. Ich kauerte zusammen und versuchte mich auf Geräusche ganz in meiner Nähe zu konzentrieren. In diesem Zwielicht hatte ich nicht ausmachen können, wie viele Leute mir wirklich auf den Fersen waren.

Mit Sicherheit konnte ich nur sagen, dass es nicht nur einer war.

Dann hörte ich knirschende Schritte, die sich näherten und schlussendlich nicht weit von mir zum Stehen kamen.

Ich bewegte mich nicht und versuchte so flach wie möglich zu atmen, was meine Lungen zum Schreien brachte.

Weitere Schritte und Rufe näherten sich, jedoch keine, die ich meinen eigenen Leuten zuordnen konnte. Mir sackte das Herz in die Hose. Ich fasste den Mut und linste seitlich an einer der Tonnen vorbei.

Drei von ihnen standen beisammen und schauten sich in alle Richtungen um. Ich konnte nicht genau verstehen, was gesagt wurde, doch einer zeigte in sämtliche Richtungen. Sie wollten sich gerade wieder aufteilen, als seine Stimme ertönte und ich kniff angespannt die Augen zusammen. Er schritt gemächlich an ihnen vorbei, als hätte er alle Zeit der Welt.

„Hier ist sie nicht. Los, sucht weiter.“

Er schien mitten auf dem kleinen Platz stehenzubleiben, nicht weit entfernt von meinem Versteck. Augenblicklich duckte ich mich wieder.

Mit einem Murren stiefelten die anderen wieder ab. Mich beschlich das Gefühl, dass er genau wusste, wo ich mich befand.

NARYA