Prolog

Halte dich bedeckt.

Ziehe keine Aufmerksamkeit auf dich.

Ein Mantra, was man mir eingeschärft hatte.

Und doch stand ich jetzt an diesem Punkt.

Vielmehr kniete ich, während ich auf den Lauf der Colt starrte, die mir vor‘s Gesicht gehalten wurde.

Das änderte jedoch nichts daran, dass ich weiterhin mit entschlossenem Blick vor Fynn innehielt.

Er hockte hinter mir, trotzdem nahm ich seine nervösen Bewegungen seitlich aus dem Augenwinkel wahr. Kurz davor, mich zurückzuziehen, hinter seine schützende Gestalt, welche auch gegen eine Kugel keine Chance hatte. Damit würde er jedoch den nächsten Fehler begehen. Er war noch zu jung, um zu wissen wie dieses Spiel hier lief.

Ich streckte meinen Arm seitlich von mir, um ihm Einhalt zu gebieten.

Der Mann vor mir beobachtete mich genau, während seine linke Augenbraue fragend nach oben wanderte.

Wären er und seine Leute nicht gleichsam angespannt, würde ich sagen, er schien es zu genießen.

Die Minuten verstrichen, in denen wir stumm einen Kampf mit unseren Augen ausfochten.

„Dann bist du also auch bereit, die Konsequenzen für ihn zu tragen?“, erklang seine Stimme fragend und sein Finger legte sich an den Abzug.

Mit einem Mal ging alles ganz schnell.

Fynn schnellte nach vorne. Er hatte ihn provozieren wollen und es war ihm gelungen.

Dabei hatte er die Waffe nichtmal entsichert.

Ich bekam Fynn gerade noch an der Schulter zu packen und riss ihm die Beine von hinten weg, sodass er auf den Boden neben mir krachte.

Dabei bekam ich den halbherzigen Tritt ab, welcher mich kurz straucheln ließ, jedoch nur für wenige Sekunden. Schnell hatte ich mich wieder gefasst.

„Verdammt nochmal!“, herrschte ich Fynn an.

Ein wissendes Lächeln lag auf den Lippen des Mannes vor mir.

Auf beiden Seiten hatte sich die Spannung weiter erhöht, die Bereitschaft zur Gewalt war gestiegen.

Mehrere hatten ihre Hände an die Waffen gelegt.

„Wenn du kein Blut vergießen willst, verschwende hier nicht meine Zeit“, knurrte ich ihm entgegen.

„Du bist hier auf meinem Territorium“, mit diesen Worten übergab er seinem Nebenmann die Waffe und zog ein Messer.

Mir wich die Farbe aus dem Gesicht und Übelkeit überrollte mich. Meine Hände verkrampften sich.

Wie gebannt starrte ich auf das Messer, nicht in der Lage, den Blick abzuwenden. Es war schon fast Ironie, dass ich bei dem Lauf einer Waffe nicht das geringste verspürte, der Anblick der glänzenden Klinge jedoch Panik in mir aufwallen ließ.

Sie schwappte über mich hinweg, ließ mich ertrinken und das Blut rauschte mir in den Ohren. Würde ich hier die Kontrolle verlieren, würde das nicht nur für mich den Tod bedeuten. Meine Augen fanden Fynns, er biss die Zähne aufeinander, rührte sich jedoch nicht. Er sah die Angst in meinem Blick, genauso jedoch die Entschlossenheit, sodass er meine Entscheidung schweigend akzeptierte.

Mit einem leisen tiefen Ausatmen starrte ich wieder in die dunklen Augen zurück.

„Tu dir keinen Zwang an“, flüsterte ich.

Meine Unterlippe bebte leicht bei dem Versuch zu Lächeln, was ihm nicht entging. Seine Augen verengten sich.

Er trat einen Schritt auf mich zu.

Dann löste sich der Schuss.

Und die ganze Situation eskalierte.

NARYA