Ich ziehe meine gewohnten Kreise, immer und immer wieder. Die Orientierung fällt mir schwer. Unter mir ein zerstörter Landabschnitt. Die Farben von Dreck, Beton und Camouflage vermischen sich zu einer immer wiederkehrenden Masse. Kaum noch abzugrenzen vom Grün.

Der Dnepr ist das einzig Gleichmäßige, was unbekümmert die Stadt teilt und ein wenig Ruhe symbolisiert. Selbst mit meinen Augen erblicke ich nur Chaos, ich suche die Nadel im Heuhaufen.

Etwas, was mir vertraut ist. Etwas Sicheres.

Hin und wieder sticht mir etwas Goldenes ins Auge. Die Türme des Höhlenklosters. Ein starker Kontrast zu dem schwarzen dicken Rauch, der in den Himmel emporsteigt.

Erzeugt von Feuer und Explosionen. Es brennt in den Augen. Sticht in der Nase. Ich gehe etwas tiefer und meine Sicht klärt sich wieder.

Einige Sekunden der Ruhe, bis der Lärm wieder einsetzt und mein Kopf in die Richtung zuckt. Viel zu laut, als dass es normal wäre. Es dröhnt durch meinen ganzen Körper, lässt ihn fast schon vibrieren. Kaum auszuhalten. Und es fällt mir schwer nicht zu fliehen. Vorsichtig traue ich mich weiter vor. Es weht ein leichter Wind und ein neuer Geruch strömt mir in die Nase. Schmieröl und erhitztes Gummi. Fast schon beißend.

Durch die Hitze fühlt es sich an, als würden mich meine Sinne erdrücken. Ich schmecke beinahe den Schmutz. Überall auf den Trümmern hat sich eine Schicht gebildet. Zertrümmerter Stein und herumliegende Scherben. Ich muss vorsichtig sein, worauf ich mich bewege. Der andauernde Lärm lässt mich längst nicht mehr zusammenzucken, trotzdem ruckt mein Kopf immer wieder in verschiedene Winkel. Ich möchte alles im Blick haben. Man weiß nicht, was als Nächstes passieren wird. Vielleicht ein Steinregen von oben. Ein Erdbeben. Oder gleich ein Scherbenmeer.

Futter ist längst Mangelware. Nur noch wenige, mich eingeschlossen, versuchen hier in der Gegend noch etwas zu finden.

Viele Gebäude, die früher erhaben in den Himmel ragten, sind in sich zusammengefallen. Gänge und Treppen für alle von außen sichtbar.

Ein wenig Sicherheit würde wohl nur noch der Untergrund bieten, ein Territorium, in das ich keinen Fuß setzen würde.

Es war nicht meine Welt. Nicht mein Herrschaftsgebiet.

Obwohl auch das mir schon streitig gemacht wird. Metall, was sich in die Lüfte erhebt und Wind erzeugt, gegen den ich nicht ankomme.

Der mit mir spielt, als wäre es dort oben nicht mein Zuhause. Und lärmt, als würde es mich anschreien, von hier zu verschwinden.

(Ortsbeschreibung aus Sicht eines Bussards)

NARYA