Normalerweise roch die Luft nach Nichts. Aber heute war einiges anders. Bevor ich es gemerkt hatte, war ich rasch in eine ungewöhnlich trübe Wolke geflogen und meine Augen begannen stechend zu schmerzen. Ich musste ständig blinzeln und verlor die Orientierung. Auch meine Lunge quälte mich, da die Schwaden von Rauch sich wie Finger in meine Lunge bohrten und der verbrannte Geruch besetzte meine Atmung schwer. Ich war gezwungen zu landen. Meine Flügel schnitten scharf durch die Lüfte, als ich mich bemühte, mich so geschmeidig wie möglich dem Erdboden zu nähern. Und da sah ich auch die Quelle des Rauches. Der Wald brannte. Ich flog einige zehn Meter über den Fichtenwald, der wie eine Schaar Stacheln aus dem ebenen Boden spross, hinweg. Der milchweiße Rauch, der zwischen den Rängen hinaufstieg, ließ den Wald beinahe mystisch aussehen, aber je näher ich kam, desto dichter wurde der Rauch, also musste ich entkommen. Mit allen Sinnen getrübt blieb mir nichts übrig, außer zu hoffen, dass ich klare Lüfte finden würde. Mit aller Kraft flatterte ich über das Grün hinweg, durch das dichte Weiß und brach schließlich, mit dem Schnabel zuerst, aus dem Wirrwarr heraus. Binnen einer Sekunde hatte ich die Orientierung wieder und jeder frische Atemzug löste den rauen Rauch aus meiner Lunge und meine Augen trockneten. Unter mir sah ich nun eine asphaltierte Schlange, die eine Schneise durch den Wald kroch und Menschen, die mit den Rüsseln von metallischen Elefanten Wasser in den Wald schossen. Ich flog über ihre Köpfe hinweg; einige gelb bedeckt, andere trugen eine Art Vogelnest auf dem Kopf. Auf der anderen Straßenseite war der Wald noch unberührt, frei von Rauchschwaden und Feuerzungen, also landete ich auf dem Zweig einer Fichte. Der Zweig war trocken und hing kränklich von dem dünnen Baumstamm, der in morscher Borke gekleidet war und ich sah über die Straße hinweg das Feuer, welches sich zwischen Fichtennadeln und Baumstämmen blicken ließ, wie es Stück für Stück über den Waldboden krabbelte. Der Wind blies mir stark entgegen und nahm immer wieder Funken von Feuer mit sich und das unberührte Stück Wald hinter mir wurde von der skrupellosen Sonne braungebacken, sodass kleine Büschel an Gras und Nadeln zu Zunder wurden. Hier und da konnte ich noch kleine Käfer und Insekten erkennen, welche noch das Letzte aus den Bäumen herauszugewinnen versuchten. Spitzmäuse waren meine Liebsten und ich war mir sicher, die wurden durch den Lärm an den Waldrand, oder in die angrenzende, offene Landschaft gedrängt. Also sprang ich vom Ast ab, dieser zerbrach und ich flog immer weiter weg vom Brand.

  • Ein Mäusebussard über dem Waldbrand von Brandenburg